Familienwappen Wie sehr die hohe Politik in das Leben einzelner Familien eingreifen und es umgestalten kann, dafür liefert die Geschichte der Familie Perret ein gutes Beispiel. Die Vorfahren waren im 15. Jahrhundert in der Westschweiz Zuhause und hießen Saulvestre. 1421 wird im Tal de la Sagne, das etw 60 km von der französischen Grenze entfernt in dem heutigen Kanton Neuenburg liegt, ein Jannin Saulvestre erwähnt. Er scheint dort als Bauer dem kläglichen Acker und Walde seine Nahrung abgerungen zu haben. Sohn und Enkel wurden vom Grafen von Neuenburg 1444 und 1461 mit weiterem Lande belehnt, im letzten Falle für den Bau eines Hauses. Beim Enkel tritt erstmals der Name "Perret" auf. Eigentlich ein verstümmelter Vorname aus Pierrette Peterchen. In der fünften Generation wird er aber bereits zum Familiennamen gesetzt. Eine Urkunde über Landerwerb vor 1528 nennt: Nycolas Perret alias Saulvestre. Von da ab tragen die Nachfahren nur noch den Namen Perret. Als die Reformation eingeführt wurde, wanderte ein Teil der sehr konservativen Bewohner in das katholische Frankreich aus. Darunter auch ein Zweig der Perret-Saulvestre, deren Namen heute noch in der Gegend von Besanco ansässig ist. In der Grafschaft Neuenburg breiteten sich die Glieder der Sippe aus, und wir finden 1707 Abraham Perret als frisch vom Koenig Friedrich Wilhelm I. von Preußen ernannten Bürger der Stadt Valangin. Was hatte aber dieser Koenig mit der französisch sprechenden Grafschaft zu tun? Nun, diese hatte wiederholt den Besitzer infolge aussterbens und Erbschaft gewechselt. Sie gehörte im 17. Jahrhundert dem Hause Nassau-Oran... durch die Ehe der Prinzessin Luise Heariette von Oranien mit Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem "Großen Kurfürsten" hatte dieser Erbansprüche auf Neuenburg, welche seinem Sohn, Kurfürst Friedrich III, dem älteren ersten König in Preußen im Frieden von Utrecht anerkannt wurde. So wurde Neuenburg mit seinen Bewohnern preußisch. Man darf schließen, daß die preußischen Herren sich dieses Landes trotz seiner abseitigen Lage recht väterlich angenommen haben: denn noch heute hängen in den Häusern der alten Familien die Bilder der ehemaligen Könige. Friedrich der Große hat offenbar auch den Bewohnern vom landwirtschaftliche nicht sehr ergiebigen Landesteilen, wie es das Hochtal de la Sagne die Möglichkeit eröffnet, sich in dem durch Entwässerung der Oderbrüche neu gewonnenen Kulturlande anzusiedeln. Einem Leumundszeugnis aus dem Jahre 1754 ist jedenfalls zu entnehmen, daß Daniel Perret, geb. 1718 in La Sagne, Werkzeugmacher für Uhrenanfertigung, mit seiner Familie in dieses Gebiet nach Brandenburg ausgewandert ist. Dort finden sich die Perret's mehrere Geschlechterfolgen hindurch als "Kolonisten und Büdner", ein Wort, das Kleinbauer bedeutet. Der neuen Umwelt entsprechend wurde aus dem Sohn des Auswanderers aus La Sagne, Frederic Guillaume Perret, ein Friedrich Wilhelm Perret. In der sechzehnten Generation, die in die Zeit des aufblühenden Verkehrs und des siegreichen Krieges 1870/71 fällt, ist ein Zug in die Ferne und ein gesellschaftlicher Aufstieg festzustellen. Friedrich Wilhelm August Perret, geb. 1837 in Wilhelmsaue-Oderbruch, ergreift den Kaufmannsberuf und wird schließlich Direktor der Zuckerfabrik in Letschin. Zwei seiner Brüder treffen wir als Gastwirte bzw. Hotelbesitzer in Berlin, zwei Andere zieht es nach dem Westen zu Ruhr und Rhein. Auch der Sohn August Richard, geb. 1887 folgt dorthin und wird in Moehres ein bekannter Architekt. Von den Enkeln ergreift dort einer den Beruf des Vaters, ein anderer Spezialist für Erbbiologie, ein dritter ist ein in Fachkreisen bekannter Restaurator für alte Gemälde und Bildwerke, und mit dem vierten, namens Hans Friedrich Peter Perret, geb. 1901 findet die Familie am 1.Januar 1932 in Schweinfurt eine neue Heimat. Hier hat sich Dr. ing. Perret auf dem Gebiet der Walzlagertechnik und -Berechnung und dem des Flugzeugmotorenbaues, einen Ruf erworben, der seinen Namen weit über die Grenzen der Heimat und des Bundesgebietes hinaustrug. Leider hat ein Autounfall am 23. Dezember 1957 seinem Schaffen ein frühes Ende bereitet und ihm auf so tragische Weise seiner Familie entrissen.
Das Wappen, das erstmalig in dem 1660 begonnenen Wappenbuch des Justicier Huguenin erscheint, zeigt im roten Schilde einen schreitenden goldenen Zehnender, oben bewinkelt von zwei goldenen Sporenrädern. Der Stechhelm mit roter und goldener Decke und ebensolchem Wulst trägt den goldenen Hirsch wachsend. F.Kretschmer
|
|